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28. April – 31. Oktober 2017
Stadtmuseum Halle
Zur Ausstellung
Die Personalausstellung des Bildhauers Marcus Golter im halleschen Stadtmuseum erfolgt am richtigen Ort und zur richtigen Zeit: Sie ist für den Künstler eine Resümeeausstellung, denn sie steht am Abschluss einer über 20-jährigen intensiven Arbeit an einem sehr besonderen Projekt – eben dem Stadtgottesacker Halle.
Bereits während seiner Studien- und Meisterschülerzeit bei Prof. Bernd Göbel an Halles Burg Giebichenstein in den Jahren von 1996 bis 2000 und dann wieder von 2006 bis 2017 hat er hier an der Neuanfertigung von durch Krieg und Vernachlässigung zerstörten steinernen Schwibbögen dieser einmaligen Friedhofsanlage der Renaissance gearbeitet. Hat die bauliche Betreuung unter Federführung des Büros Dr. Stelzer/Zaglmaier gestanden und lag die Gesamtverantwortung bei der „Bauhütte Stadtgottesacker Halle“ unter Leitung ihres engagierten Peter Dahlmeier, so entstanden aus der Beschäftigung mit der Historie, geistiger Auseinandersetzung und großen handwerklich-künstlerischen Fähigkeiten unter den Händen Marcus Golters insgesamt 11 Bögen. Vor allem seine Bildhauer-Kollegen Maja Graber und Martin Roedel schufen weitere 13 Bögen, ein Bogen kommt dazu, den Markus Golter und Maja Graber nach einem Entwurf ihres Lehrers Bernd Göbel realisierten.
Prof. Bernd Göbel war von Anfang an nicht nur künstlerischer Ratgeber, sondern auch Helfer in vielerlei Hinsicht für alle Beteiligten. Zwei Bögen wurden fragmentarisch behandelt. So sind es am Ende des Jahres 2017 also insgesamt 27 Bögen, die wieder die einmalige Geschlossenheit dieser großartigen Gesamtanlage bewirken. Für Marcus Golter bestand von Beginn an bei seiner Arbeit für diesen Friedhof eine Verbindung zu Martin Luthers Vorstellung vom Wesen eines solchen Ortes als eines „feinen, stillen Ortes, der abgesondert were von allen orten, darauff man mit andacht gehen und stehen kuendte, den tod, das Juengst gericht und auferstehung zu betrachten und betten“.
Marcus Golters Thema in der „freien Plastik“ ist im Wesentlichen ebenfalls der Mensch. Dabei spiegeln sich seine Gedanken zu dem Verhältnis der Menschen untereinander, seine Zweifel wie seine Ängste und Vorstellungen einer gefährdeten Welt durch menschliches Versagen z.B. in ganz ungewöhnlichen Kopfgestaltungen. Nicht zufällig tragen sie Bezeichnungen wie „Medusa“, „Amok“, „Kassandra“, aber auch gut erkennbar „Krieger“ und auch mal in einer Vielzahl von Köpfen zu Quadern oder Würfel gepresst „Klone“. Dafür, dass sich Marcus Golter bei allem ihm eigenen nachdenklichen Sinnen und allem Zweifel zum Trotz in gewisser Weise einen ihn wohl auch bei seiner unablässigen und sehr produktiven künstlerischen Arbeit tragenden Optimismus bewahrt hat, stehen aber vielleicht seine sensiblen Porträts und auch die Engel …
Dr. Hans-Georg Sehrt
- 1966 geboren in Stuttgart
- 1987–1991 Steinbildhauerlehre und Gesellenzeit
- 1991–1998 Studium an der Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design Halle, Fach Bildhauerei bei Professor Bernd Göbel
- 1998–2000 Meisterschüler bei Professor Bernd Göbel
- seit 2000 wohnhaft in Potsdam als freischaffender Bildhauer
- Peter-Parler-Preis 2007, 2013
- weitere Preise und Anerkennungen
- zahlreiche Arbeiten im öffentlichen Raum; in Halle u. a. – Treppenhandlauf, Berufsförderungswerk für Blinde und Sehbehinderte Halle, moderne Bogenreliefs, Stadtgottesacker Halle (1996–2000), Wandgestaltung am Technologie- und Gründerzentrum Halle, Brunnenanlage in der Stiftung St. Cyriaki et Antonii (mit Tatiana Skalko-Karlovska), zeitgenössische Bogenreliefs, Stadtgottesacker Halle (2006–2017)
- Personalausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen
- Werke befinden sich in verschiedenen öffentlichen Sammlungen
Aus der Ausstellungseröffnung
Marcus Golter und Prof. Bernd Göbel, der die Rede zur Eröffnung gehalten hat