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4. April – 5. Juli 2020
Foyergalerie im Opernhaus Halle
Zur Ausstellung
Ich nenne mich PEINTRE-GRAVEUR – einen Maler-Radierer. Das Drama daran ist, dass die größten Meister dieser Technik, des Kupferstiches, sowie der Radierung, schon vor Jahrhunderten gelebt und gearbeitet haben: Dürer als Kupferstecher und Rembrandt als Radierer – ihre Arbeiten lassen keinen Spielraum im Wettbewerb einer imaginären Meisterschaft zu.
Bleibt also nur, meine eigene Einmaligkeit mit und in meinen Augen zu konzentrieren, zu fokussieren, mit meinem Blick exemplarisch, die ewigen Dinge zu durchdringen, dabei im Contemporaneo-Kontext Bildideen zu entwickeln, die in Kupfer gestochen oder auf Zink radiert werden können. Die verehrten Meister der Vergangenheit sehen mir dann als eine Art Schutzpatron bei der Arbeit über die Schulter – ab und an kneifen sie zu ... ein unsichtbarer Zeigefinger erhebt sich ...
Wolfgang Böttcher im Januar 2020
Auch der im 18. Jahrhundert in Leipzig tätige hallische Kupferstecher Johann Friedrich Bause prägt die bis zur Gegenwart nachwirkende Leipziger Stecherschule. Wolfgang Böttcher lernte diese Sichtweise bei seinen in der Leipziger künstlerischen Tradition stehenden berühmten Lehrern Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke, die beide in verklausulierter Bildsprache auf den antiken Mythos zurückgriffen und in dem Italienerlebnis eine große sinnliche Erfahrung machten.
Der mitteldeutsche Raum gehört zu den wichtigsten Kulturlandschaften, in denen die Antiken- und Italienrezeption bis zur Gegenwart nachlebt. Er umfasst die hallische Renaissance, die gebauten Reiseimpressionen des Dessau-Wörlitzer Gartenreiches aus der Zeit der Aufklärung bis hin zur traditionsreichen Leipziger Kunsthochschule. Der bedeutende hallische Ordinarius für Kunstgeschichte, Wilhelm Waetzoldt, bemerkte 1927 zu dieser Thematik: „Um die Auseinandersetzung mit dem italienischen Erlebnis kommt keiner, dem Bildung noch ein Ziel ist, herum. Es fragt sich nur, wie er hindurchkommt.“
Dr. Ralf-Thorsten Speler
Plakat/Faltblatt: Lutz Grumbach, Fotos: Jürgen Domes
- 1948 in Leipzig geboren
- 1966–1971 Studium an der HGB Leipzig bei Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer
- 1974–1977 Aspirantur an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig
- 1982–1983 Mitarbeit in Bad Frankenhausen bei Werner Tübke
- 1980 Ausstellung „Mythos in der Kunst der DDR“, Nationalgalerie, Berlin
- 1986 Ausstellung „Akademiemitglieder stellen vor“, Berlin – Prof. Werner Tübke stellt Wolfgang Böttcher vor
- 1990 Gründung vom KUNSTHOF MUSCHWITZ
- 1991 Mitbegründer von PIKANTA e. V. Kunstverein Leipzig, PIKANTA GALERIE & PIKANTA AKADEMIE