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12. November – 17. Dezember 2021
Kleine Galerie des Halleschen Kunstvereins
Zur Ausstellung
Im Jahr des einhundertsten Geburtstags von Willi Sitte präsentiert der Hallesche Kunstverein eine Ausstellung mit Sitte-Werken aus Privatbesitz seiner Mitglieder und Freunde. Die Schau trägt die charmante und intime Note des Privaten und belegt das persönliche Interesse hallescher Sammler und Liebhaber an dem als DDR-Staatskünstler wahrgenommenen Maler.
Das Sitte anhaftende Prädikat beinhaltet, wie hier zu sehen, offensichtlich auch, dass es private Käufer, leidenschaftliche Bewunderer und wirkliche Freunde seiner Bilder gibt, nicht zuletzt unter kunstbegeisterten Bürgern seiner Wahlheimatstadt Halle. Allerdings wäre es, bezogen auf Werk und Person, angemessen, das Adjektiv umstritten durch das Adjektiv widersprüchlich zu ersetzen.
Der offizielle Künstler und Historienmaler, der stets betont hat, nie im Auftrag gemalt zu haben, ist ebenso virtuoser Zeichner und produktiver Grafiker, furioser Maler von Akten und Liebespaaren, wie bekennender Autodidakt. Die Biografie Willi Sittes, gezeichnet von den Brüchen, Zusammenbrüchen und Widersprüchen des 20. Jahrhunderts, gewoben aus Idealen, Irrtümern und Konflikten, lässt sich nicht auf den DDR-Staatskünstler reduzieren. Das Werk eines Künstlers kann nur im Kontext seiner Zeit beurteilt werden.
Im Fall des Malers Willi Sitte sollte inzwischen auch die Lebensleistung des Funktionärs, Kulturpolitikers und Hochschullehrers objektiv betrachtet und kritisch bewertet werden können. Die zusammengetragenen Druckgrafiken, Zeichnungen und Gemälde, darunter zwei für den Künstler ganz untypische Blumenstillleben, können die aktuelle Retrospektive im Kunstmuseum Moritzburg um Nuancen bereichern. Zu deren monumentaler Präsentation verhält sich die Kabinettausstellung des Halleschen Kunstvereins wie ein Satyrspiel zu den Tragödien, aufgeführt während der Dionysien, der Festspiele im antiken Griechenland zu Ehren des Gottes Dionysos, des Gottes der Ekstase, des Rausches, der Verwandlung und des Weines.
Text: Ulrich Reimkasten
Plakat/Faltblatt: Lutz Grumbach
Fotos: Karola Waterstraat