Die Schriftgestalterin Hannelore Heise studierte an der BURG bei den Professoren Funkat, Zitzmann und Gnauck. Von ihnen hatte sie gelernt, Buchstaben und ganze Texte als Einheit eines Formkanons zu verstehen und zu gestalten. Während ihrer eigenen Lehrtätigkeit an der halleschen Hochschule gelang es ihr auf ihre individuelle Art, das besondere Verhältnis zwischen menschlichem Maß und dem Umgang mit Schrift zu vermitteln. Als Lehrende und zugleich immer wieder selbst Lernende trug sie mit ihrem Grundlagenfach entscheidend zum „guten Ruf“ der BURG bei. Sie verstand es auf ganz eigene Weise, Formstrenge mit spielerischer Freiheit zu verbinden.

Als freie Grafikerin gestaltete sie Spielkarten, Plakate, Signets, auch Leuchtwerbung und Verpackungen. Einen besonderen Namen über die Grenzen unseres Landes hinaus machte sie sich durch die Gestaltung von Briefmarken. Ihr Entwurf der Sondermarke „Gartenreich Dessau-Wörlitz“ wurde 2003 zur „Schönsten Briefmarke Europas“. Auch das „Goldene Buch“ der Stadt und Urkunden der Wissenschaftsakademie Leopoldina tragen ihre Handschrift.

Das kalligrafische Schreiben wurde ihr zur Passion und zum Raum individuellen Ausdrucks–voller Freude am Experiment. Ein Stipendium der Kunststiftung Sachsen-Anhalt gab ihr die Gelegenheit, sich in Istanbul mit den Grundlagen der arabischen Kalligrafie zu befassen.

Hannelore Heises besondere Begabung zeigte sich in den letzten Jahren in den frei gestalteten Texten, die ihrer engagiert-menschlichen Haltung entsprechen. Die Einheit von Text und Bild mit poetischer Bedeutung war ihr gestaltendes Bekenntnis.

Text: Rolf Müller