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27. März – 24. Mai 2025
Kleine Galerie des Halleschen Kunstvereins
Dienstag – Samstag 15–18 Uhr
Programm
26. März 2025, 18 Uhr: AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG
Zur Ausstellung
Die Ausstellung „Manfred Kastner (1943-1988) – Surreales von der Ostsee“ bietet einen Einblick in das eindrucksvolle Werk des Stralsunder Künstlers, der zu DDR-Zeiten kaum Wirkungsmöglichkeiten fand. Von Künstlern wie Giorgio de Chirico, Max Ernst oder Paul Delvaux beeinflusst, entwickelte er eine in seiner Zeit höchst eigenständige Spielart des Surrealismus, bei der die Architektur in der Landschaft im Vordergrund stand. Immer wieder treten dem Betrachter rätselhafte Bauten in unheimlichen entleerten Landschaften entgegen. Dass damit nicht nur Melancholie und Traurigkeit zum Ausdruck kommen, zeigen die Referenzen auf Werke von Caspar David Friedrich und Lyonel Feininger, die Kastner in Ölbildern und besonders als großen Meister der Graphik von der Ostsee vorstellig werden lassen. Damit ist er auch ein wichtiger Vermittler der künstlerischen Moderne nach 1945.
Besonders seine Künstlerfreundschaften verbinden ihn mit Halle, nicht zuletzt durch Gerhardt Günther an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein verfeinerte er seit den späten 1970er Jahren seine Druckkunst. Außerdem fand er dadurch bald in Uwe Pfeifer und Otto Möhwald Freunde und Unterstützer. Sein von Brüchen und Widersprüchen geprägtes Leben bedurfte solcher Hilfe, weil die DDR nicht die richtige Heimat für seine vermeintlich hermetische Kunst werden konnte. Ob Kastner damit eine Aussage zum repressiven Staat getroffen hat, bleibt offen. Obwohl seine kritische Haltung auch einen operativen Vorgang des MfS zur Folge hatte, wird nicht mehr verschwiegen, dass er selbst in den 1960er Jahren als Informant für die Stasi tätig war. Dass er 1970 aufgrund seiner neuen Anstellung im Theater in Stralsund und wegen starker Gewissensbisse aus der Verbindung austrat, wirft ein grelles Licht auf einen Staat, in dem zwischen Tätern und Opfern viele Graustufen möglich waren. Heute werden seine großen Leistungen als Vermittler der Moderne und progressiver Vermittler der Ostsee und nordischen Landschaften wieder umfangreicher gewürdigt.
Christian Drobe
Zu Manfred Kastner
Geboren 1943 in Gießhübel (heute Tschechien), absolvierte Manfred Kastner statt des Abiturs zunächst eine Lehre als Dreher in der Stralsunder Volkswerft. Seine künstlerische Initiation verband er mit dem Geschenk eines Farbkastens 1962. Im Oktober diesen Jahres wechselte er an das Meereskundliche Museum Stralsund und wird Fachpräparator für Zoologie (1967–1969 Universität Jena). Der Wunsch, an die Fachschule für angewandte Kunst in Heiligendamm zu wechseln, blieb ihm verwehrt, woraufhin er 1970 am Stralsunder Theater als Bühnenbildner anfing. Am Theater blieb Kastner drei Jahre, in denen er seine Kenntnisse autodidaktisch vollendete.
Inzwischen besaß er Kontakte zu anderen Künstlern in der DDR sowie in der BRD. In den 1970er Jahren wurde er für seine sozialismusfeindliche Einstellung schikaniert. Erst nach mehreren Anläufen gelang ihm die Aufnahme in den VBK (1978). Gleichzeitig erlebte er erste Ausstellungserfolge, u.a. in Berlin-Pankow und Halle, aber auch bei der großen DDR-Kunstausstellung 1977–1988. Wenige Wochen nachdem die Kunsthalle Rostock 1988 eine Einzelausstellung mit seinen Werken zeigte, kam er bei einem Verkehrsunfall ums Leben.
Aus der Ausstellungseröffnung
Die Ausstellung ist eröffnet. Knapp 40 Druckgrafiken von Manfred Kastner sind ab sofort in unseren Kleinen Galerie zu sehen. Kunsthistoriker Dr. Christian Drobe hat bei der Eröffnung kenntnisreich in die Ausstellung, in Leben und Werk des Künstlers eingeführt.
Ausdrücklich zu danken ist der Familie Materna, mit der Manfred Kastner befreundet war. Sie hat uns die Grafiken für diese Ausstellung zur Verfügung gestellt.
Fotos: Leo Schlaikier