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21. Januar – 19. März 2022
Kleine Galerie des Halleschen Kunstvereins
Zur Ausstellung
Hannes H. Wagner hat das Kunstleben in Halle maßgeblich mitbestimmt. Er hat während seiner Lehrtätigkeit an der Burg viele Jahrgänge von Studenten zu jungen Künstlern geprägt. Wagner hat 1992 über sich selbst eine Vita geschrieben:
Christian Morgenstern hätte dieser Text wahrscheinlich sehr gefallen! Geboren 1922 in Schneeberg. Um 1926 erste Erfolge der Objekt- und Wandbemalung mit Kopierstift und Stempelfarbe zur Erbauung der Lieben. Diverse Schulen, Kriegs- und Minnedienst vermochten diesen erhellenden Drang zur Kunst nur mäßig zu dämpfen. Nach Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft hinterließen Tingeltouren im Südwestraum des verbeulten Vaterlandes tiefe kulturelle Spuren. Dem folgte eine verkürzte Lehre zum Chemiefacharbeiter bei AGFA Wolfen. Die Ausbildung gipfelte 1949 schließlich in der Miterfindung der gesellschaftserhaltenden ,,Nährhefe mit Rauchfleischgeschmack“, woraufhin das Wegloben zum Studium der Malerei an der Burg Giebichenstein Halle einzig logische Konsequenz der Firma war.
Das Studium bei Bunge und Crodel minderte in gar nichts die triebhaften Gelüste am bildnerischen Tun, im Gegenteil entwickelte ich mich in Schüben von unberechenbarer Zwangsläufigkeit, wie ich das von mir auch nicht anders erwartet hatte. Einer Aspirantur auf dem Giebichenstein folgte 1958 der „auf allerhöchste Empfehlung“ hin angeordnete Rausschmiss als „... entlarvter Klassenfeind und Vertreter der bürgerlichen Dekadenz und Unmoral ...“. 1962 auf Betreiben von Kollegen des Lehrkörpers Rückkehr an die Hochschule und Wiederaufnahme der Lehrtätigkeit unter erschwerten Bedingungen.
Allem zum Trotz erfolgte dennoch der ,,unaufhaltsame Aufstieg“ zum Dozenten (1965), Professor (1975) und schließlich Emeritus (1987). Mit meinen Freundinnen Satire und Humor hatte ich seit eh und je ein teils lockeres, teils intimes Verhältnis, bis wir drei dann, etwa 1970 auch in der Kunst, für jedermann sichtbar, miteinander dauerhaft schwanger gehen. Andere wesentliche oder unwesentliche Daten sind schmalen einschlägigen Veröffentlichungen zu entnehmen – oder auch nicht.“
Am 27. Januar 2022 wäre Hannes H. Wagner 100 Jahre alt geworden. Der Hallesche Kunstverein ehrt den Künstler, der eines der Gründungsmitglieder des wiedergegründeten Halleschen Kunstverein e. V. 1990 gewesen ist, mit einer Jubiläumsausstellung.
Über Hannes H. Wagner
- 1922 geboren in Schneeberg
- 1947–1949 Hilfsarbeiter und Chemiefacharbeiter bei AGFA Wolfen
- 1950–1955 Studium an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein, Fachrichtung Malerei und Grafik bei Charles Crodel und Kurt Bunge
- 1955–1958 Aspirantur ebenda
- 1958 freischaffend tätig als Maler und Grafiker in Halle (Saale)
- 1962 künstlerischer Mitarbeiter, später Leiter des Bereiches Malerei/Grafik an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein
- 1965 Dozentur
- 1975 Professur
- 1987 Emeritierung, danach freischaffend tätig in Hohen Neuendorf und in Halle (Saale)
- 2010 verstorben in Halle (Saale)
Plakat/Faltblatt: Lutz Grumbach
Fotos: Ulf Dräger, Karola Waterstraat